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Kritische Blicke auf die SWMH

Neue Serie Familientratsch –
Interview mit Samir Alicic

sverdimh, · Kategorien: Familientratsch

familientratschSWMH-Geschäftsführer Dr. Richard Rebmann hat gegenüber dem Mediendienst Kress im Juli 2015 folgendes erklärt: „Wir sind vielmehr ein großer Familienbetrieb als ein Konzern“. Grund genug also, innerhalb der großen Familie SWMH Familienmitglieder nach Ihrem Wohlbefinden zu fragen. Heute: Samir Alicic, BR-Vorsitzender PHD/PHV/PHIT, KBR-Vorsitzender Medienholding Süd GmbH (MHS)und stellvertretender KBR-Vorsitzender Südwestdeutsche Medienholding (SWMH)Samir_01

 

Salis Nolram: Hallo Samir, wie fühlt es sich an, Familienmitglied der großen Familie SWMH zu sein?

Samir Alicic: Na ja, geht so. Wobei ich als gebürtiger Südländer schon festhalten will, dass ich vermutlich eine andere Definition des Familienbegriffes habe wie Dr. Rebmann. Bei uns steht Familie für Zusammenhalt. Das Familienoberhaupt organisiert, dass man füreinander da ist und füreinander einsteht. Bei Dr. Rebmann habe ich dieses Gefühl für die Familie SWMH nicht. Statt Zusammenhalt erkenne ich hier eher das Loswerden unliebsamer Familienmitglieder, die entweder aufs Altenteil, ins Pflegeheim oder zur Agentur für Arbeit abgeschoben werden.

 

Salis Nolram: Familie kann grausam sein. Bist du sauer auf die Familienoberhäupter?

Samir Alicic: Manchmal ja. Besonders dann, wenn man das Gefühl hat, dass die Geschäftsführungen außer dem Thema Personalabbau keine Ideen haben, wie sie die SWMH für die Zukunft fit machen wollen. Wobei man an dieser Stelle aber auch sagen muss, dass es zumindest für den Konzern der MHS am Standort Stuttgart gelungen ist, dass es seit 2009 keine betriebsbedingten Kündigungen mehr gab. Das haben wir der guten Zusammenarbeit zwischen der Konzernpersonalleitung, den Betriebsräten und ver.di zu verdanken. Im Bereich der Konzernpersonalleitung haben wir seit April 2015 aber eine neue Zeitrechnung. Da diese nunmehr eher am Standort in München angesiedelt ist, brauchen die Entscheidungen länger. Zudem habe ich den Eindruck, dass die vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit der Vergangenheit nicht mehr gewünscht ist, der Ton wird rauer.

 

Salis Nolram: Klingt ein bisschen nach Verschiebung der Konzern- beziehungsweise Entscheidungszentrale von Stuttgart nach München. Ist also an dem Gerücht etwas dran, dass wenn SZ-Chefredakteur Kister in München laut hustet, Dr. Rebmann in Stuttgart vom Stuhl fällt und danach sofort zum Telefonhörer greift um sich nach dem Münchner Wohlbefinden zu erkundigen?

Samir Alicic: Ob es so weit geht, weiß ich nicht. Man kann allerdings schon den Eindruck haben, dass sich der Standort Stuttgart von der Konzernmutter zur Stieftochter entwickelt. Ich habe die Hoffnung, dass mit der Besetzung der Geschäftsführerstelle in der MHS durch Herrn Dachs und durch die neue Personalleiterin Daniella Fornell die Standorte Stuttgart und Oberndorf wieder eine Aufwertung erfahren. Vielleicht können wir mit den beiden zur bisherigen Form der Zusammenarbeit zurückkehren.

 

Salis Nolram: Beim Familientreffen, quasi bei Zwetschgenkuchen und Kaffee, wird laut Dr. Rebmann auch über die Frage der Rentabilität diskutiert. Welche Entscheidungen des Familienclans erwartest du in nächster Zeit?

Samir_02Samir Alicic: Wir erwarten quasi täglich die Ergebnisse der Unternehmensberatung Schickler zum Projekt “Optiv” (Optimierung interner Verlagsprozesse) und die entsprechende Umsetzung der SWMH. Zu befürchten ist, dass durch Umstrukturierungen weiterer Personalabbau stattfinden wird. Die Auswirkungen werden die betroffenen Beschäftigten vermutlich rechtzeitig zum Familienfest an Weihnachten erfahren. Hier wird wohl Widerstand der Beschäftigten notwendig sein, um Familien und Existenzen zu sichern. Wie das geht können wir im Buch “Widerstand ist machbar” nachlesen, welches den Konflikt beim Schwarzwälder Bote aus dem Jahr 2011 beschreibt. Zum Ende des ersten Quartals 2016 werden wir in einigen Firmen mit den Auswirkungen der Einstellung von Sonntag Aktuell als siebte Printausgabe zu kämpfen haben. Ob und in welcher Größenordnung hier Personal abgebaut wird, bleibt abzuwarten; zumindest entfallen in der Druckerei und der Weiterverarbeitung ganze Samstagsschichten, diese entfallenden Arbeitszeiten müssen irgendwie aufgefangen werden.

 

Salis Nolram: Von einer nicht unbeträchtlichen Zahl von Familienmitgliedern hat man sich ja auch im Falle des „Neuen Stuttgarter Weges“ getrennt.

Samir Alicic: Zu meinem Bedauern war es nicht zu verhindern, dass mehr als 35 Beschäftigte die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten demnächst verlassen müssen. Mit Unterstützung des Konzernbetriebsrates der MHS und ver.di ist es in Verhandlungen jedoch gelungen, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, diesen Personalabbau über freiwillige Aufhebungsverträge durchzuführen. Es bleibt spannend zu beobachten, wohin sich die neue Redaktionsgesellschaft entwickelt. Ob sie zum “Stuttgarter Irrweg” wird, wird davon abhängen, ob das Kunststück gelingt, durch mehr Gemeinsamkeiten eine Differenzierung der beiden Titel hinzubekommen.

 

Salis Nolram: Du hast die Rolle des Konzernbetriebsrates der Medienholding Süd bei den Verhandlungen zum „Neuen Stuttgarter Weg“ gelobt. Alles klar also zwischen Betriebsräten und Geschäftsführung?

Samir Alicic: Von wegen. Gerade kämpfe ich an der Seite meines stellvertretenden Konzernbetriebsratsvorsitzenden, Dr. Thomas Ducks, um dessen Freistellung für Betriebsrats- und Konzernbetriebsratstätigkeit. Was die Geschäftsführung der Schwarzwälder Bote Redaktionsgesellschaft in Oberndorf hier abzieht, ist reine Schikane. Als Konzernbetriebsratsvorsitzender habe ich sowohl die Geschäftsführung der MHS und SWMH als auch die Personalleitung aufgefordert, diese Vorgänge zu unterlassen. Falls nicht, werden auch wir weitere Antworten haben. Wer Kampf will, bekommt den Kampf. Familienbetrieb hin oder her.

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