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Kritische Blicke auf die SWMH

Stellenabbau, Tarifflucht und beschnittene Lokalberichterstattung: „Es geht einfach zu weit!“

sverdimh, · Kategorien: Allgemein

Mehr als 100 Beschäftigte des Stuttgarter Pressehauses demonstrierten am 16. März gegen Stellenabbau und Tarifflucht im SWMH-Konzern. Bei der „aktiven Mittagspause“, zu der ver.di aufgerufen hatte, richtete sich der Protest gegen die „Medienhaus-Strategie 2.0“ des Konzerns. Es beteiligten sich neben Beschäftigten aus Redaktion und Verlag der beiden Tageszeitungen und der „Böblinger Kreiszeitung“ auch Drucker und Beschäftigte der Druckvorstufe.

 

Protestkundgebung Pressehaus Stuttgart       Foto: Joe Röttgers

 

„Medienhaus-Strategie 2.0“ klingt zwar auf den ersten Blick nach Zukunft, bedeutet aber, dass Arbeitsplätze wegfallen und journalistische Qualität beschnitten wird. Nachdem bereits 100 Arbeitsplätze abgebaut wurden, sollen nun 55 Vollzeitstellen folgen. Zusätzlich plant der Verlag Dutzende Beschäftigte in eine tariflose Tochterfirma abzuschieben. „Dies betrifft Journalistinnen und Journalisten genauso wie die Grafikerinnen und Grafiker“, erklärt Siegfried Heim, ver.di-Koordinator für Medien und Kunst in Baden-Württemberg.

Und es geht ans Kerngeschäft der Zeitungen, ihre lokale Berichterstattung in der Region soll eingeschränkt werden. Alle Ausgaben im Stadtgebiet Stuttgart (einschließlich Cannstatter Zeitung) haben künftig den gleichen Inhalt. In der Vergangenheit hatte man beispielsweise bei der „Eßlinger Zeitung“ noch großen Wert daraufgelegt, die Dinge aus der „Reichstädter Sicht“ (Geschäftsführer Andreas Heinkel) zu betrachten. Nun wird aus dem Reichsstädter Blick eher ein Blick „dumm aus der Wäsche“, denn von den künftig 28 Seiten der Eßlinger Zeitung unterscheiden sich lediglich noch fünf Lokalseiten von der Stuttgarter Ausgabe. Dafür wurde vorsorglich aber schon mal der Preis erhöht: in 2022 kostet ihre Zeitung die „Reichsstädter Bürger“ 522,64 Euro im Jahr (+ 5,4 Prozent).

Betriebsratsvorsitzender Michael Trauthig berichtete von einem Gespräch mit MHS-Geschäftsführer Herbert Dachs: „Es ist ein Unterschied, ob Sie etwas machen, was sich noch irgendwie erklären lässt. Irgendwie, auch wenn man es nicht versteht. Oder ob Sie ein Projekt starten, das einfach zu weit geht.“ Stellenabbau, Flucht in eine tariflose Tochtergesellschaft, beschnittene Regionalberichterstattung – damit würden Grenzen überschritten.

Entsprechend schlecht war die Stimmung bei den Protestierenden vor dem Pressehaus Stuttgart. „Der Verlag verbreitet reichlich „verschwurbelte“ Informationen, die Hierarchen winden sich wie ein Aal und versuchen ganz dreist, ihre hammerharten Sparmaßnahmen als Innovation zu verkaufen“, sagte Kai Burmeister, DGB-Vorsitzender Baden-Württemberg. Für ein Medienhaus sei dies eine kommunikative Fehlleistung. Burmeister sagte den Beschäftigten die solidarische Unterstützung der DGB-Gewerkschaften zu. Er betonte, dass der Arbeitsplatzabbau und die Tarifflucht die Berichterstattung bedrohe – in einer Zeit, in der Qualitätsjournalismus mehr denn je gebraucht werde.

 

Hier geht’s zum Video der Protestkundgebung

https://youtu.be/DBvkN2AOtbA

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