sverdimh

Kritische Blicke auf die SWMH

Warnstreiks in der Druckindustrie: Beschäftigte fordern 5 Prozent mehr Lohn und Gehalt

sverdimh, · Kategorien: Tarifrunde

Die vierte Verhandlungsrunde in der Druckindustrie ist am Abend des 30. Oktober 2018 in Berlin wiederum ergebnislos zu Ende gegangen. Bekanntlich fordert ver.di für die rund 134.000 Beschäftigten eine Lohn- bzw. Gehaltserhöhung von 5 Prozent. Die Arbeitgeber haben zuletzt ein miserables Lohnangebot gemacht, das für die Kalenderjahre 2018 und 2020 Reallohnverluste für die Beschäftigten der Druckindustrie bedeuten würde. Zudem haben die Arbeitgebervertreter des Bundesverband Druck und Medien (bvdm) angeboten, den Manteltarifvertrag für die derzeitigen Beschäftigten ohne die Anhänge wieder in Kraft zu setzen. Ein verschlechterter MTV für Neueinstellungen – eine Spaltung der Belegschaften wäre die Folge. Weiter fordert der bvdm Öffnungsklauseln für freiwillige Betriebsvereinbarungen um Abweichungen bei den Themen „Ausstieg aus der Schichtarbeit“, „Absenkung von Zuschlägen“, „Absenkung von Urlaubsgeld und Jahresleistung“ betrieblich vereinbaren zu können.

An den bundesweiten Warnstreiks haben sich auch mehreren Unternehmen beteiligt, die zum Konzern der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) gehören: Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck, München, Pressehaus Stuttgart Druck GmbH, Pressehaus Stuttgart Infotechnik GmbH, PHV Service GmbH, Stuttgart und die Zeitungsverlagsangestellten der Redaktion Stuttgarter Zeitung Stuttgarter Nachrichten. Besonders erfreut zeigte sich ver.di-Konzernbetreuer Uwe Kreft über die ganztägige Streikteilnahme der Beschäftigten der Kreiszeitung „Böblinger Bote“. Im Rahmen des Warnstreiks konnten die Böblinger Kolleginnen und Kollegen in der Öffentlichkeit auf ihre betriebliche Situation (Personalabbau von ca. 70 Beschäftigten) hinweisen. Dazu Kreft: „Die Geschäftsführung ist aufgefordert, die Abfindungsangebote für die anstehenden Sozialplanverhandlungen in Böblingen aufzustocken. Ansonsten könnte das geplante Weihnachtsgeschäft der Kreiszeitung „Böblinger Bote“ aufgrund weiterer Streikmaßnahmen ins Wasser fallen“.

Kreiszeitung „Böblinger Bote“: Stellenabbau erhöht sich auf insgesamt zirka 70 Beschäftigte im Jahr 2018

sverdimh, · Kategorien: Allgemein

Am 19. Oktober 2018 wurden die Beschäftigten der Kreiszeitung „Böblinger Bote“ in einer Mitarbeiterversammlung darüber informiert, dass nach Rotation, Versand und Lohn- und Finanzbuchhaltung nun auch noch die komplette Druckvorstufe, der Leserservice und die (Ticket-)Verkaufsstellen von der Schließung betroffen sind. Insgesamt erhöht sich seit der Übernahme durch die SWMH die Zahl des angestrebten Personalabbaus auf ca. 70 Beschäftigte. Im Rahmen der Warnstreiks für 5 % mehr Lohn- und Gehalt haben die Beschäftigten in Böblingen mit einem Flugblatt auf ihre Situation aufmerksam gemacht (siehe Download).

Einzelne Mitglieder des Betriebsrates und ver.di-Betreuungssekretär Uwe Kreft äußerten sich zu den geplanten Kündigungen wie folgt:

Anik Narr:
Mit 16 Jahren bei einer lokalen Zeitung begonnen – immer stolz, eine handwerklich gut gestaltete, unabhängige Zeitung zu produzieren – mit 54 Jahren ausgelagert.
Aber nicht nur für mich, sondern für viele meiner lieben Arbeitskollegen/innen, die alle täglich daran gearbeitet haben, eine Zeitung sowie verschiedene Amtsblätter mit bestem Gewissen zu gestalten, geht jetzt der Arbeitsplatz verloren.

Edwin Meyer:
Ich bin überrascht, fassungslos und enttäuscht, wie gegenüber Mitarbeitern gehandelt wird, die teilweise seit mehreren Jahren und Jahrzehnten dem Unternehmen treu und loyal zur Seite gestanden haben.

 

 

Robert Krülle:

Dass es womöglich Veränderungen geben muss, wenn die wirtschaftliche Lage schlecht ist, lässt sich noch einsehen. Aber dann bitte in einem vertretbaren Rahmen und nicht per Kahlschlag. Wie rigoros hier vorgegangen wird – ohne Ansicht von Namen, Verdiensten und Herzblut, sondern nur mit Blick auf Zahlen -, ist enttäuschend, frustrierend und demotivierend. 190 Jahre Kreiszeitung Böblinger Bote erleben einen herben Einschnitt – das ist bitter, vor allem für die Angestellten, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten die Zeitung und den Verlag gestaltet und geprägt haben. Zudem ist fraglich, ob dieses „Das geht auch günstiger“ wirklich zu einem nachhaltigen Erfolg führen wird.


Thomas Bischof:

Von Schlecht zu schlechter. Durch den Verkauf an die SWMH sind die Mitarbeiter der Böblinger Kreiszeitung vom Regen in die Traufe gekommen. War der Weg für diese Entwicklung beim Verkauf schon vorgegeben, die Weichen für die Abwicklung der Kreiszeitung schon gestellt? Für die Kolleginnen und Kollegen ist es ein Desaster, was hier in Böblingen angerichtet wird. Ob bei den Lesern und Kunden da noch Sympathien für die „lokale“ Zeitung übrig bleiben?


Uwe Kreft ver.di:

Die Übernahme der Kreiszeitung „Böblinger Bote“ durch die „Stuttgarter Zeitung“ bzw. durch die Medienholding Süd GmbH die zur Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) gehört, war für viele Beschäftigte auch mit Erwartungen und Hoffnungen verbunden. Diese Hoffnungen wurden durch die Restrukturierungsmaßnahmen und den damit verbundenen Personalabbau von ca. 70 Beschäftigten und im Jahr 2018 jäh zerstört. Die SWMH ist nun aufgefordert, wenigstens die wirtschaftlichen Nachteile, die die von der Kündigung betroffen Beschäftigten erleiden, ausgleichen. Die Geschäfts-führungen müssen dazu das unanständige Angebot für die Sozialplanabfindungen zurückziehen. Das ist das Wenigste, was man von den verantwortlichen Geschäftsführungen erwarten kann.